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Stahl - Werke


Die Initiation


Peter M. Christian ist 1958 in Essen geboren, im Rhein- und Ruhrgebiet aufgewachsen zu einer Zeit, in der das Ruhrgebiet noch der „Ruhrpott“ war; schmutzig, laut, direkt.

Er hatte einen prägenden Ferienjob bei Hösch in Dortmund; im Stoßofen (Brammen werden glühend erhitzt, fallen danach auf die Walzstraße und werden u.a. zu Autoblech, Tiefziehblech verarbeitet) muss er mit dem Trennjäger bei 45°C und ca. 1,30 m Höhe täglich zehn Stunden Schweißnähte schleifen. Beeindruckt durch die Permanenz der Überdimensionalität; die Werkbänke riesig, die Werkzeuge, Walzen, Hallen, Maschinen, Schraubstöcke, alles scheint gargantueske Ausmaße zu haben, brennt sich diese Stahlszenerie in sein Denken.


Entwicklung


Christian kommt aus dem Ruhrgebiet, sein von dort stammender direkter Humor prägt auch sein Schaffen, man sieht es bisweilen an den Titeln der Skulpturen. Es gibt keinen Zynismus, das Lachen gilt als Überlebensstrategie; er ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets mit all der Direktheit, Offenheit, Selbstsicherheit und oft ironisch gefärbten kritischen Distanz zu Dingen, die notwendig ist, um dort überleben zu können.

Recht früh findet eine Auseinandersetzung mit der Kunst statt, bedingt auch durch die räumliche Nähe zur Kunstakademie Düsseldorf, durch dort studierende Bekannte und Freunde, mit denen er sich zeitweilig Ateliers teilt, von denen er Inspiration bekommt, abstruseste Ideen entwickelt.

Profane Dinge wie eine Klinke entstehen, eine Ölfarbtube oder ein Wasserhahn; grobschlächtig, aber trotzdem wohlproportioniert.

Leitmotiv ist bisweilen die Auseinandersetzung mit dem Zerfall des Materials, speziell durch Rost, der niemals gleich ist, seine eigene Dynamik und Ästhetik hat; das Zusammenbringen von Farbe und Eisen und die spannende Erwartung der unendlich langsamen Verrottung, die, speziell bei der Farbe, die ihren Glanz verliert, aber nicht ihre Kraft, äußerst interessant ist (Flat Boy, Kucken, Netz, Flechten).


Akzeptanz


Veränderungsdynamik – Beobachtung; (Keil) das ursprünglich passende Blech verliert im Laufe der Zeit den Kontakt zum Holz, je nachdem, wo das Objekt steht.

Sukzessive Rostung - dieser permanente Prozess, die Großaufnahmen der Dinge,

dies ist stets vordergründig bei der Entstehung der Werke, allerdings können auch persönliche Konflikte verarbeitet und auch gelöst werden, dem Objekt "Bigge Naif" z.B. geht eine Wut auf einen Menschen voraus, der Gedanke transzendiert , das Gestalt annehmende Messer bedeutet Erlösung, ein Abreagieren.

Christian scheint einen sehr speziellen Bezug zum Stahl, zu haben. Eisen kann für ihn auch Rost bedeuten, Dreck, Zerfall; es sind andere Definitionen von Ästhetik, Schönheit, zweckgebundener Verarbeitung erkennbar. Im Gegensatz allerdings entstehen auch glatt und glänzend polierte Plastiken, die erst im Laufe der Jahre patinieren und ebenso wie ein Mensch altern, durchaus an Reiz und Ästhetik gewinnen.

 

Prozesse


Eine Performance im "Dipperman Place" (Gemeinschaftsatelier auf dem ehemaligen Gelände der Zeche "Arenberg Fortsetzung") mit dem Titel "Hommage à Josef Albers" (Mitbegründer der "Op-Art") findet statt. Während dieser wird ein VW-Käfer, den Christian vorher zerlegt hat, im ersten Stock der Halle wieder zusammengeschweißt und lackiert, mit Tüchern verhüllt.

Die Gruppe "drei bis vier tropfende Inkas" (Reinhard Wieczorek, Torsten Kyon, Marcin Langer, Peter M. Christian) enthüllt den Käfer und drischt sogleich mit großen Vorschlaghämmern auf das Auto ein, kloppt es platt. Die plattgehauenen Teile werden mit dem Trennjäger zurechtgeschnitten, zusammengeschweißt und auf eine riesige Staffelei gestellt, dort dann von den Vieren in Albers’scher Manier zu einem kubistischen Gemälde transformiert.

Die Performance wird untermalt von authentischen Aufnahmen von Arbeitsgeräuschen der Zechen-/ Untertagewelt und vom Saxophonspiel von Marcin Langer.

Künstlerische Entwicklung geschieht auch durch zusammen mit anderen durchgeführte Aktionen / Ausstellungen wie z.B. "1000 Jahre Pommes", ursprünglich ein ohne Sinn gesagter Satz, der dann von über zehn Künstlern multimedial umgesetzt wurde (Malerei, Bildhauerei, Musik, Video) , im Rahmen verschiedener Ausstellungen (u.a. Museum Gelsenkirchen, sogar mit Verlängerung), Fernseh-/ Radioberichte.

Die entstandenen Arbeiten haben keine gezielte Aussage oder verschlüsselte Botschaft. Sie sind Angebote und offen für verschiedene Ansätze der Interpretation. Ziel ist, ästhetische Lösungen zu finden, die nicht ablesbare Antworten geben, sondern Fragen aufwerfen, zur Auseinandersetzung reizen. Je mehr Widerstand eine Arbeit der begrifflichen oder verbalen Vereinnahmung entgegensetzt, desto größer die Faszination, ihr Reiz. Pop-Art.